Dezentrale Lüftungsanlage – Informationen und Wissenswertes

Dezentrale Lüftungsanlage BeispielsfotoEine Form der dezentralen Lüftung kennt man bereits seit Jahrhunderten: Um für einen Luftaustausch im Raum zu sorgen, kann einfach das Fenster geöffnet werden. Diese Methode ist aber auch problematisch, da die winterliche Kälte und sommerliche Hitze ebenfalls in den Raum gelassen wird. Auch auf den Straßenlärm oder den Geräuschpegel des nahen Sportplatzes kann man im Raum gerne verzichten. Eine dezentrale Lüftungsanlage kann die Lösung sein – und lässt sich außerdem auch in Räumen installieren, die über keine großen Fenster verfügen. Dies ist oft bei kleinen Toilettenräumen oder Speise- und Abstellkammern der Fall, doch besonders hier kommt es auf eine gute Belüftung an.

Ein weiterer Aspekt, der für die dezentrale Lüftungsanlage spricht, ist die moderne Bauweise: Während Gebäude bis vor wenigen Jahrzehnten schon aus rein technischen Gründen „atmungsaktiv“ waren, sind sie inzwischen derart gut isoliert, dass ein natürlicher Luftaustausch nicht mehr stattfinden kann. Wird also nicht für ausreichende Belüftung gesorgt, kann sich Schimmel bilden. Der ist nicht nur schädlich für die Gesundheit, sondern greift unter Umständen sogar die Bausubstanz an.
Dezentrale Lüftungsgeräte schaffen hier zielgerichtet Abhilfe – und sind auch aus den noch folgenden Gründen eine echte Überlegung wert!

 

Ist die Anschaffung einer dezentralen Lüftungsanlage sinnvoll oder gar notwendig?

Im Zweifel ist es hilfreich, die Luftfeuchtigkeit unregelmäßig, bei unterschiedlicher Witterung und zu verschiedenen Tageszeiten mit einem Hygrometer zu messen. Liegt die Luftfeuchtigkeit meist bei 80% oder darüber, ist die Schimmelbildung fast vorprogrammiert, wenn nicht ab sofort ausreichend gelüftet wird. Empfehlenswert ist eine relative Raumluftfeuchte von etwa 30 – 65 Prozent.
Eine dezentrale Lüftungsanlage sorgt nicht nur für ein angenehmes Raumklima und frische, sauerstoffreiche Luft, sondern trägt durch die Schimmelvermeidung aktiv zu Gesundheit und Wohlbefinden bei.

Wichtig ist auch die Frage, in welchen Räumen man sich besonders häufig und lange aufhält. Je nach körperlicher Aktivität setzt ein erwachsener Mensch bis zu 80 Litern Kohlendioxid pro Stunde frei. Ein Fitnessraum käme also keinesfalls ohne ausreichende Belüftung aus, aber auch für das Büro ist eine dezentrale Lüftungsanlage eine wichtige Anschaffung: Kohlendioxid stört die Konzentration, bei offenem Fenster arbeitet es sich aber auch nicht besonders gut, wenn es draußen frostig kalt ist oder man durch den Straßenlärm sein eigenes Wort nicht versteht.
In fensterlose oder innenliegende Räume ist eine Lüftungsanlage sogar verpflichtend.

 

Welche Lüftungsanlagen gibt es für Häuser und Wohnungen?

Prinzipiell gibt es zwei Varianten der technischen Raumbelüftung: Während die zentrale Lüftungsanlage in der Regel über einen einzigen Ausgang nach draußen und jeweils einen Anschluss in den einzelnen Räumen verfügt, kann die dezentrale Lüftungsanlage je nach Bedarf separat in einzelnen Räumen installiert oder nachgerüstet werden. Besonders in Altbauten ist die dezentrale Wohnraumlüftung meist die bessere Wahl, da der Aufwand bei der Installation weit geringer ist.

Dezentrale Lüftungsanlagen sind generell auch weitaus günstiger in der Anschaffung. Modelle gibt es von zahlreichen Herstellern. Ähnlich wie bei anderer Haustechnik gibt es auch hier sowohl Unterputz-, als auch Aufputzgeräte.

Und auch hier gilt: Die Unterputzgeräte sind nach dem Einbau fast unsichtbar, machen bei der Installation aber einen größeren Aufwand und sollten am besten vom Fachmann installiert werden. Die Aufputzgeräte indes können auch von technisch versierten Heimwerkern installiert werden.

Unterschieden werden nicht nur die beiden Hauptgruppen, also die zentrale und die dezentrale Lüftungsanlage: Beide Varianten gibt es als reine Abluftanlagen, aber auch als Zu- und Abluftgeräte, die teilweise auch mit einem Wärmerückgewinnungssystem ausgestattet sind.

Bei der dezentralen Abluftanlage handelt es sich im Prinzip um einen einfachen, kleinflächigen Wanddurchbruch, der mit einem Ventilator ausgestattet ist. Dieser Ventilator schafft im Raum einen Unterdruck und saugt die Luft nach draußen ab. Ist der Ventilator nicht in Betrieb, sorgt ein Klappmechanismus dafür, dass der Raum nicht auskühlt.

Von einer klassischen dezentralen Lüftungsanlage kann hier allerdings nicht gesprochen werden: Die verbrauchte Raumluft wird zwar abgeführt, neue Luft muss jedoch auf anderem Wege nachströmen. Da die Luft aus anderen Teilen des Gebäudes in den Raum strömt, findet keine echte Frischluftversorgung statt. Ein weiterer Nachteil ist der Wärmeverlust während des Betriebs.

Die dezentrale Zu- und Abluftanlage ist sehr ähnlich aufgebaut: Auch diese besteht aus einem Ventilator, der mit einem Klappmechanismus ausgestattet ist. Allerdings saugt der Ventilator nicht nur die verbrauchte Luft ab, sondern kann auch in die Gegenrichtung geschaltet werden und den Raum mit Frischluft versorgen. Viele Anlagen verfügen auch über zwei gegenläufige Ventilatoren, die für einen stetigen Luftaustausch sorgen.

Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass die Ventilatoren so platziert werden, dass kein „Luft-Kurzschluss“ entsteht.

In beiden Fällen sorgt ein Filter dafür, dass die zugeführte Raumluft (weitgehend) sauber, also frei von Pollen, Allergenen und Schmutzpartikeln ist.
Von Nachteil ist allerdings, dass während es Betriebs nicht nur die warme Raumluft abtransportiert wird, sondern kalte Luft von außen nachströmt. Im Hochsommer hingegen wird der Raum durch dieses System stark aufgeheizt. Ein Dauerbetrieb ist also grundsätzlich nicht zu empfehlen.

Ganz anders verhält es sich bei der dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, denn hier geht nur ein geringer Teil der Wärme verloren. Je nach Modell können bis zu 87% der Abluftwärme zum „Heizen“ der Zuluft genutzt werden. Bei Lüftungsanlagen mit nur einem Ventilator, der die Raumluft wechselweise absaugt oder Frischluft zuführt, kommt ein Regenerator zum Einsatz: Beim Entlüften wird eine Speichermasse erwärmt, die ihre Wärme später wieder an die Frischluft abgibt.

Anlagen mit zwei Ventilatoren, die also für einen ständigen Luftaustausch sorgen, verfügen hingegen über einen Rekuperator, der die Abluftwärme direkt auf die Zuluft überträgt. Wird das dezentrale Lüftungsgerät häufig oder über längere Zeit genutzt, sind Anlagen mit Wärmerückgewinnung also besonders wirtschaftlich.

Selbstverständlich sind auch die dezentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung mit Filtern ausgestattet und deshalb auch geeignet, wenn sich Allergiker oder sensible Personen im Raum aufhalten. Die meisten Hersteller setzen für ihre Geräte auf hochwertige Feinstaubfilter – es lohnt sich aber, bei der Anschaffung genauer auf diesen Punkt zu achten. Ein Filter der Klasse F5 sollte für Wohnräume das Minimum darstellen, die besten Filter erfüllen sogar die Klasse F7.

Umgekehrt sollte aber auch die Abluft gefiltert werden. So bleibt der Wärmetauscher von beiden Seiten sauber und arbeitet dauerhaft zuverlässig. Außerdem werden Heizkosten durch optimale Wärmerückgewinnung eingespart.

 

Was sagen die Produkttester?

Auch wenn die Stiftung Warentest bisher keine Testreihen zu dezentralen Lüftungsanlagen veröffentlicht hat, hält sie die Anschaffung dennoch ausdrücklich für sinnvoll. Auch dort wird unterstrichen, wie wichtig eine gute Be- und Entlüftung in Küche und Bad, aber auch in Raucherzimmern ist.
Ökotest weist in einem Artikel darauf hin, dass die Raumluft mehrmals am Tag ausgetauscht werden muss – nicht zuletzt, um die Raumfeuchtigkeit zu regulieren.

 

Welche Aspekte sind außerdem zu beachten?

Für den Betrieb einer dezentralen Lüftungsanlage ist die bauaufsichtliche Zulassung, das sogenannte Ü-Zeichen, verpflichtend. Wenn dieses Zeichen fehlt, handelt es sich nicht nur um eine Ordnungswidrigkeit: Grundsätzlich sind derart zertifizierte dezentrale Lüftungsanlagen als „ehrlicher“ einzuschätzen, die angegebenen Werte entsprechen also sehr weitgehend den Tatsachen. Immerhin werden bei der Zertifizierung der Anlage Abschläge für die Wärmerückgewinnung eingerechnet, was die Werte des Gerätes in ein realistischeres Bild rückt. Zertifizierte dezentrale Lüftungsanlagen versprechen also nicht das Blaue vom Himmel, sondern tun zuverlässig ihren Dienst.

Solche Anlagen müssen auch unbedingt über ein CE-Zeichen bzw. die EG-Konformitätserklärung verfügen, optimalerweise auch über TÜV-Siegel oder ein vergleichbares Prüfzeichen eines unabhängigen Instituts.

 

Vor- und Nachteile einer dezentralen Lüftungsanlage, zusammengefasst

Insgesamt kann festgestellt werden, dass die dezentrale Lüftungsanlage viele Vorteile, jedoch kaum Nachteile hat.

So ist eine dezentrale Lüftungsanlage in der Anschaffung relativ preisgünstig und kann schnell und mit einfachen Mitteln, oft auch von versierten Heimwerkern installiert werden. So ist diese schon nach wenigen Stunden einsatzbereit.

Die dezentrale Lüftungsanlage sorgt für gute, sauerstoffreiche Luft und reguliert die Luftfeuchtigkeit. Im Gegensatz zur klassischen Lüftungsmethode des Fensteröffnens bleiben Lärm, Pollen und Allergene weitgehend draußen. So sorgt die dezentrale Lüftungsanlage für Gesundheit und Wohlbefinden und trägt zum Erhalt der Gebäudesubstanz bei.

Als negative Aspekte müssen, neben dem Stromverbrauch, ein gewisser Geräuschpegel und ein messbarer Wärmeverlust erwähnt werden.

 

Viele Vorurteile lassen sich mit klaren Zahlen, Daten und Fakten widerlegen:

So hält sich hartnäckig das Gerücht, dass dezentrale Lüftungsanlagen mehr Energie verbrauchen als einsparen. Fakt ist aber, dass beim Betrieb dieser Anlagen weit weniger Wärme verloren geht als beim Lüften über das geöffnete Fenster.

Auch die Behauptung, dass sich der Einbau einer dezentralen Wohnraumlüftung nur im Neubau lohnt, lässt sich widerlegen. Die notwendigen Umbauten am Altbau halten sich in Grenzen. Da die Anlage fast komplett in der Wand verschwindet, sind sogar denkmalgeschützte Häuser mit Lüftungsanlagen nachgerüstet. Trotzdem ist es natürlich ratsam, vor dem Einbau mit der Denkmalschutzbehörde Rücksprache zu halten.

Oft wird auch argumentiert, dass Lüftungsanlagen unangenehme Geräusche erzeugen. Sofern es sich jedoch um hochwertige, zertifizierte Geräte handelt, die fachmännisch installiert wurden, ist das Ventilatorengeräusch kaum wahrnehmbar. Wenn Umgebungsgeräusche ungehindert durch das offene Fenster in den Raum eindringen können, ist das meistens deutlich lauter.

Einige Kritiker behaupten auch, Lüftungsanlagen seien unhygienisch und würden die Raumluft bakteriell verschmutzen. Wie bei der Klimaanlage im Auto gilt aber auch hier: Werden die Geräte regelmäßig gewartet und die Filter ausgewechselt, kann aus hygienischer Sicht Entwarnung gegeben werden. Natürlich ist die Anschaffung neuer Filter nicht kostenlos, einige Filter können aber selbst gereinigt und wiederverwendet werden. Es ist also ratsam, bei der Wahl der Lüftungsanlage auch auf diesen Aspekt zu achten.